Donnerstag, 17. Juni 2010

Meine Reise III: Kamerun

Der Norden Kameruns erschien uns landschaftlich ähnlich, doch kulturell anders. In Maroua, eine der nördlichsten Städte Kameruns, wurde trotz vorherschendem Islams Alkohol verkauft und Kopftücher waren eher eine Seltenheit. Der auf der Karte groß aufgezeichnete Fluss war komplett ausgetrocknet. Außerdem sprang uns recht bald die touristische Ausprägung Kameruns entgegen, denn im Gegensatz zu Nigeria ist Kamerun mit seiner politischen Stabilität ein Urlaubsland. Wir sahen viele Weiße und sogar Familien, die hier Urlaub machten. In einem recht billigen Hotel blieben wir zwei Nächte in Maroua, von wo aus wir den Kamerun gen Süden durchquerten. Weiter fuhren wir per Bus nach N’Gaoundéré, von wo wir einen Zug in die Hauptstadt Yaoundé nahmen. Wir erhofften uns, abends in N’Gaoundéré angekommen, sofort ein Ticket zu bekommen, aber die Tickets werden morgens verkauft. Eine Prozedur, die wir uns am nächsten Morgen antun mussten. Es war ein Gedrängel und Geschubse, was ich bei Erwachsenen so noch nicht erlebt habe. Da wir das Geld für Schlafwagen und die erste Klasse nicht aufbringen wollten, mussten wir mit ins Gedränge, um uns zwei Tickets zu ergattern. Bis zur Abfahrt konnten wir uns die Stadt angucken, die am Morgen ungewöhnlich kalt war, sodass ich ein wenig gefrohren habe, was ein unbeschreibliches Gefühl hier in Westafrika ist. Wir genossen die Konsumgüter, die in Nigeria nicht vorhanden sind, testeten unser Französisch aus und machten unsere erste Erfahrung mit einer Bäckerei, die es auch in Nigeria nicht gibt, wo wir Baguette, Croissant und andere Köstlichkeiten bewundern konnten und uns satt gegessen haben. Die Bahnfahrt über Nacht dauerte sehr lange. Es war sehr eng und schlafen konnte man am besten auf dem Boden unter den Sitzen, was ich dann vorzog, da ich auf meinem Sitz keinen Schlaf fand. Yaoundé beeindruckte uns, erschien uns viel westlicher, ruhiger und grüner, als Lagos. In Lagos gibt es zwar auch riesige Shopping-Malls, westliche Wolkenkratzer und Wohnanlagen für reiche, aber hier ist alles viel verteilter, mehr in die Stadt integriert und nicht so abgeschottet wie in Lagos. Hier haben wir auch nicht diese riesigen „Housing-Estates“ – ummauerte, bewachte Reichenviertel – entdeckt. Wir machten bekanntschaft mit einem Amerikaner, der an der amerikanischen Schule unterrichtet und uns Unterkunft in seinem Appartement anbot. Er gab uns auch den Tipp, später nach Bangem zu fahren und zeigte uns einige Ecken von Yaoundé. Dort gingen wir auch ins Goethe-Institut und machten später Bekanntschaft mit dem DED (Deutscher EntwicklungsDienst), der auch das Weltwärtsprogramm anbietet. Wir bekamen ein paar Telefonnummern von anderen Freiwilligen im Kamerun, die wir im Laufe unserer Reise besuchten. Nach Yaoundé fuhren wir dann nach Bangem im englischsprachigen Osten, wo wir Bekannte von Tom, dem Amerikaner, trafen, die uns einen Wasserfall und zwei Vulkanseen zeigten, wo wir schwimmen konnten. Die Seen waren ziemlich beeindruckend. Nach zwei Tagen reisten wir weiter nach Buea, der ehemaligen Kolonialhauptstadt der Deutschen, zum Fusse des Mount Cameroon, dem mit 4095m höchsten Berg West- und Zentralafrikas. Wir trafen hier Freiwillige, die uns auf die geplante Bergbesteigung vorbereiteten. Am nächsten Tag buchten wir den teuren Aufstieg durch die international anerkannte Mt. Cameroon Ecotourism Organisation und begannen mittags, nachdem wir Proviant und Regenjacken gekauft hatten. Durch den Bergregenwald ging der Weg aufwärts, doch ein heftiger Regen überraschte uns, der all unsere Sachen durchweichte und uns zwang, in der ersten Hütte zu bleiben. Dort frohren wir wahnsinnig und wärmten uns und trockneten (bzw. räucherten) unsere Klamotten an einem Feuer in der Hütte. Wir mussten dort übernachten und hatten durch den Zeitverlust keine Chance, den Gipfel an einem Tag zu erreichen und wieder herunterzuwandern. Einen weiteren Tag den Führer und den Träger zu mieten konnten wir uns nicht leisten, weswegen wir am nächsten Tag nur bis zur Baumgrenze wanderten um die nachfolgende Bergsavanne zu sehen. Von dort stiegen wir frustiert wieder ab. Die nächste und letzte Stadt Kameruns, die wir besuchten, war Limbe, wo wir ein letztes Mal den Konsum in einer Bäckerei genießen konnten, den botanischen Garten besuchten und am Strand badeten. Der Strand besteht aus schwarzem Vulkansand, denn die beiden Berge Mt. Etinde und Mt. Cameroon sind wie die Insel von Äquatorialguinea an der Küste Kameruns durch Vulkanaktivitäten entstanden.
Von Limbe aus nahmen wir eine kleine, ziemlich demolierte Fähre über Nacht nach Calabar in Nigeria, von woaus wir mit dem Bus nach Lagos zurückkehrten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen