Dienstag, 22. September 2009

Yoruba II

Mein Yoruba wird inzwischen immer besser und langsam lerne ich auch, richtige Sätze zu bilden, denn in unserem Projekt haben wir den Vorteil, dass die Pflegerinnen überwiegend Yoruba sprechen und bereit sind, uns das auch beizubringen. Die Kinder sprechen nur Englisch und werden nur darin unterrichtet, verstehen aber das Yoruba der Pflegerinnen. In der Primary School haben die Kinder in Lagos aber auch Yoruba als Schulfach. Manche ältere Menschen sprechen hier nur Yoruba und in den Dörfern sollen die Menschen angeblich auch überwiegend Yoruba sprechen. Viele sprechen uns Oyinbos hier in Yoruba an und wiederholen ihre Fragen und Grüße auch öfters. Antwortet man ihnen dann auf Yoruba sind sie total überrascht und lachen. Insgesamt erntet man überall positive Stimmung, wenn man Yoruba mit den Menschen spricht.
Deprimierend beim Lernen ist aber, dass viele Wörter sich enorm ähnlich anhören, aber anders betont werden. Außerdem gibt es keine festen Regeln und jeder erzählt einem etwas anderes, weil die Sprache überhaupt nicht einheitlich gesprochen wird. Oft wird man wahrscheinlich wegen unserer Aussprache aber auch wegen der Unterschiede der Sprechweise nicht auf anhieb verstanden. Über die Bereitschaft, diese Sprache zu lernen, freuen sich aber alle.

Sommerschule

Von 9 bis 3 arbeite ich hier in der sogenannten Sommerschule, in der die Kinder vom Hospiz, die in eine normale Schule gehen, in den Sommerferien unterrichtet werden. Das sind sieben Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren. Angestellt sind hier eine Oberlehrerin, zwei Praktikantinnen und zwei Pflegerinnen vom Hospiz, die sauber machen und das Essen bringen. In den letzten beiden Wochen haben aber fast nur Frauke und ich unterrichtet. In der nächsten Woche werden die Kinder wieder in ihre normal Schule gehen und wir werden im neuen Haus voraussichtlich behinderte Kinder unterrichten.
Die Oberlehrerin, Antsie Bose, ist ziemlich brutal zu den Kindern, kann aber auch recht herzlich sein. Mit den Praktikantinnen verstehen wir uns sehr gut und in der resting time, in der die Kinder eine Stunde schlafen, unterrichten sie uns in Yoruba und wir bringen ihnen ein wenig Deutsch bei.
Die Kinder beginnen den Schultag mit beten und singen, danach werden sie unterrichtet und um eins gibt es einen Snack mit Keksen und Capri-Sonne, wonach sie sich in der resting time hinlegen. Um zwei gibt es dann Essen und danach sollten sie unterrichtet werden, aber wir spielen hauptsächlich mit ihnen. Alle Kinder sind im Moment total versessen auf die „Bubbles“, die ich aus Deutschland mitgebracht habe. Seifenblasen kommen hier also super an!

Schlaege

Nun werde ich mal ein weniger angenehmes, aber fuer Nigeria leider ziemlich uebliches Thema ansprechen: Die Schläge.
Sowohl im Hospiz als auch in der Schule (vor allem dort) werden die Kinder geschlagen, wenn sie sich nicht benehmen oder nach der Meinung der Lehrer oder Pflegerinnen etwas falsch machen. Aus europäischer Sicht schockt das auf den ersten Blick zwar, aber es hört sich schlimmer an, als man es hier wirklich miterlebt. Größtenteils kann ich nachvollziehen, dass die wenigen Pflegerinnen einigen sehr anstrengenden Kindern einen Klaps geben, um alle Kinder irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Insgesamt muss man aber sagen, dass sich alle Kinder und vor allem die Schulkinder viel zu sehr daran gewöhnt haben, geschlagen zu werden, wenn sie etwas falsch machen, sodass es fast unmöglich ist, den Kindern ohne Schläge zu vermitteln, dass etwas falsch oder man selber böse ist. Somit hatten wir in den ersten beiden Wochen ziemlich damit zu kämpfen, die Kinder ruhig zu halten, damit sie von den anderen Lehrern nicht geschlagen werden. Inzwischen haben wir aber alternative Strafen gefunden, die nicht mit Schmerz verbunden sind. Als Lehrer steht man hier aber enorm unter Druck, da die Kinder einem zum Teil auf der Nase rumtanzen, nicht zuhören und uns zum Teil schlagen, weil sie das lustig finden und weil die anderen Lehrer uns immer wieder dazu auffordern, die Kinder auch zu schlagen. Insgesamt bekommt man hier enormen Respekt vor allen Lehrern! Also, falls meine ehemaligen Lehrer das hier lesen, ich weiß jetzt, was das für ein Stress ist! J Zum Verhalten der Kinder muss man aber sagen, dass das Lernprogramm hier meiner Meinung nach nicht dem Alter entspricht. Die Kinder sind zwei bis sechs Jahre alt und sollen hier schon buchstabieren, zählen und müssen viel auswendig lernen, obwohl die Jüngsten noch nicht richtig sprechen können. Wir versuchen hier, das Lernen ein wenig lockerer zu gestalten und verbinden das Lernen von Tieren, Farben und Körperteilen immer mit Spielen, Tänzen und Liedern, was enorm anstrengend ist und viel Kreativität und Ideenreichtum fordert. Die Oberlehrerin ist ziemlich brutal und recht willkürlich im Verteilen der Schläge, aber es gibt auch andere Lehrerinnen, die extrem wenig schlagen. Im Hospiz ist es zum Teil noch schwieriger, weil die behinderten Kinder nicht verstehen, wenn sie etwas nicht machen sollen. Die machen aber nicht die größten Probleme, sondern eher die vielen Kinder, die mit mir spielen wollen, auf mich drauf hüpfen, an mir hochklettern und sonstwie versuchen, meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Vor allem, wenn man ein Baby auf dem Arm hat und sie anfangen, erst mich und dann auch noch das Baby zu schlagen. Wenn sie dann nicht von den Pflegerinnen geschlagen werden, verbreitet sich diese Angewohnheit recht schnell und jedes Kind möchte das auch mal ausprobieren. Dann muss ich laut werden und versuchen, das Baby in Sicherheit zu bringen. An sich sind die Kinder aber total nett und jeden morgen freue ich mich wieder auf sie. Eine Freiwillige, die schon länger hier in Lagos ist und auch in einer Schule arbeitet, hat mir von ihren Erfahrungen erzählt und meinte, dass man irgendwann schon seinen Weg ohne Schläge findet, was mich ziemlich motiviert hat. Allerdings werden die Kinder an ihrer Schule auch fast nie geschlagen.
Alles, was ich hier beschrieben habe, mag sich zwar fuer Europäer ziemlich schrecklich anhören, wird hier aber ganz anders aufgefasst. Man muss sich dann auch klarmachen, dass das Schlagen in Deutschland vor ein paar Jahrzehnten genauso üblich war. Verändern kann ich hier wenig, da das hier fest mit der Kultur verankert ist, aber ich versuche, meinem deutschen Denken und meiner deutschen Moral treu zu bleiben und damit den Leuten zu zeigen, dass es auch anders geht. Ich will hiermit Nigeria nicht runtermachen, dachte aber, dass es wichtig ist, auch diesen Aspekt meiner Beschreibung hinzuzufuegen. Kinder zu schlagen ist und bleibt schrecklich, aber jeder sollte sich klar machen, dass das eine Sache ist, die sich hier noch entwickeln muss und die in dieser Beschreibung und in vielen Erzählungen viel schlimmer herüberkommt, als sie wirklich praktiziert wird.

Gouverneur Fashola und das neue Hearts of Gold

Allgemein wird hier viel Schlechtes ueber die Politik des eigenen Landes gesagt.
„Die Regierung ist korrupt und macht die Reichen nur noch reicher.“ Aber von einem Politiker schwärmen sie alle: Babatunde Fashola, der Gouverneur von Lagos State. Er muss hier wirklich viel bewegt haben, denn viele reden in den höchsten Tönen von ihm. Auch die Freiwilligen, die schon ein halbes Jahr hier sind, erzählten, dass sich in den letzten Monaten viel durch ihn verändert habe. So gibt es hier auf dem Festland ganze Nächte lang Strom, viele neuen Straßen, den ein oder anderen Muelleimer und insgesamt ein besseres Muellsystem. Eine andere Tat von ihm erzählte uns die Direktorin des Hearts of Gold Hospice am ersten Tag: An seinem Geburtstag beschloss der Gouverneur, einige Weisenheime und andere soziale Einrichtungen zu besuchen. So kam er auch in das Hearts of Gold, schaute sich die Kinder und die Arbeit der Direktorin an. Nach diesem Besuch fragte er sie, ob sie finanzielle Unterstuetzung brauche und sie antwortete nur: Ich brauche kein Geld, nur eine neue Unterbringung fuer die Kinder. Er ging an dem Tag wieder nach Hause und einen Monat später wurde die Direktorin von ihm angerufen. Sie wuerden zusammen zum neuen Haus fahren. Sie verstand es nicht und als sie dort waren, schauten sie einen neuen, riesigen Gebäudekomplex an, von dem er sagte, dass es nun das neue Hearts of Gold sei. Sie sprang in die Luft vor Freude und das Kind, das am Geburtstag des Gouverneurs im Hospiz aufgenommen wurde, nannte sie Fashola. Frauke und ich fuhren nach dieser Geschichte mit ihr zu diesem Haus und konnten es kaum fassen! Es ist riesig und entspricht in der ganzen Bauweise fast europäischen Maßstäben. Die Kinder werden große Schlafsäle, funktionierende Sanitäranlagen, auf dem Dach einen großen und sicheren Spielhof haben. Außerdem enthält das Haus zwei Schulräume, eine Kueche, einen Essensraum, eine Wäscherei, einen Personalraum, einen Besucherraum, die komplette Wohnung fuer die Direktorin und Zimmer fuer ein paar Mitarbeiter, also fuer uns. Wir haben uns riesig gefreut, als wir die eigenen Zimmer gesehen haben. Wir werden wirklich eigene Zimmer haben, in denen wir uns ausbreiten können! Und „Mummy“ erzählte uns außerdem stolz, dass vor den Toiletten und Duschen extra ein Schild fuer Frauen und Männer angebracht wurde, weil ich der einzige Mann unter den Mitarbeitern bin. Das ist auch der Grund, warum ich zuerst von den Kindern „Antsie“ (auntie – Tante) genannt wurde, denn sie nennen ihre Lehrerinnen und Pflegerinnen so. Inzwischen konnte ich ihnen aber beibringen, mich Uncle Bayo zu nennen! Vorraussichtlich werden wir nächste Woche, wenn das Haus komplett fertiggestellt und eingerichtet ist, dorthin umziehen.

Donnerstag, 17. September 2009

Hearts of Gold Children's Hospice

Das Projekt unterscheidet sich ziemlich von meinen Erwartungen, denn ein Hospiz, wie das Wort in Deutschland gebraucht wird, ist diese Einrichtung nicht. Die Direktorin hat dieses Projekt ins Leben gerufen, um ausgesetzte Kinder aufzunehmen. Sie bezeichnet sich selbst als Mummy all dieser Kinder, hat ihnen Namen gegeben und bot uns beiden auch an, sie Mummy zu nennen. Die Kinder werden größtenteils wegen ihrer Behinderungen ausgesetzt und von der Polizei auf der Straße gefunden. Wenn sie hier ankommen, sind sie meist erst wenige Tage auf der Welt. Hin und wieder wird eines der Kinder adoptiert. In der Projektbeschreibung stand, dass die Kinder 3 bis 10 Jahre alt sind – in der Realität sind aber auch viele Babys dabei und der älteste ist zwar 10 Jahre alt, doch durch seine geistige Behinderung kann man keine Aktivitäten fuer 10-Jährige mit ihm machen.
Fuer die ersten zwei Wochen arbeiten wir von 9 bis 3 Uhr in der Sommerschule, die die sieben nicht behinderten Kinder im Schulalter während der Sommerferien bei Laune halten soll. Unser Arbeitstag geht aber von 8 bis 5 Uhr, sodass wir in der restlichen Zeit den Pflegerinnen bei der Beschäftigung der anderen Kinder helfen. Viele Aufgaben werden uns dort noch nicht zugeteilt, aber man fuehlt sich schon dadurch gebraucht, dass alle Kinder um Zuwendung flehen. So macht es auch ziemlich viel Spaß, diese Kinder zu beschäftigen und allesamt sind mir in der kurzen Zeit schon ans Herz gewachsen.
Die Kinder werden hier gut versorgt, auch wenn der Umgang mit ihnen auf den ersten Blick sehr barsch erscheint, vor allem weil sie oft geschlagen werden. Auf den zweiten Blick sieht man aber, dass jede der Pflegerinnen ein großes Herz fuer alle Kinder hat.

Lagos beginnt...

Am ersten Sonntag nach der Ankunft kamen wir nach einer Woche On-Arrival-Camp in unsere Projekte. Wir fuhren mit einem Minibus nach Lagos und Frauke (eine der Freiwilligen mit der ich zusammen im Projekt bin) und ich wurden in Surulere rausgelassen. Wir verabschiedeten uns kurz und kamen dann in eine ganz neue Welt!
In dem schmalen Bau, der aus einem schmalen Aufenthaltsraum fuer die Kinder, zwei noch kleineren Schlafräumen, einem Lager und einem Buero besteht, erwarteten uns 42 Kinder, davon ungefähr die Hälfte körperlich behindert, die uns alle mit großen Augen anschauten und ein paar Pflegerinnen, die uns ziemlich kalt erschienen. Uns wurde gesagt, dass wir auf die Direktorin warten sollten, die noch in der Kirche sei und dass wir die Kinder begrueßen duerfen. Wir gingen zu den Kindern und auf einmal waren wir umringt von allen, die an unseren Fueßen hingen sich an uns hoch zogen, auf unsere Arme wollten und uns in irgendeiner Weise zu beruehren versuchten. Mit der Situation waren wir vollkommen ueberfordert, denn keiner sagte uns, was wir tun sollten, die Kinder traten gegenseitig aufeinander rum und vor allem um die kleinen, einjährigen und zerbrechlich duenn wirkenden Kleinkinder und um die körperlich behinderten, die sich kaum bewegen konnten oder blind sind, hatte ich Angst. Außerdem erschien uns der Raum fuer so viele Kinder viel zu klein und wir selber hatten Angst durch die Wucht der Kinder umzufallen oder andere Kinder zu zertreten. Nach einer Weile kam dann die Direktorin, eine ältere Dame, die ziemlich gutherzig ist und hier als totale Respektperson gilt. Sie fuehrte uns in ihr Buero und aß mit uns. Sie schien ziemlich offen und vertraut mit Europa zu sein. Sie fragte uns, ob wir alles essen könnten, ob wir Vegetarier wären, wielange wir am Tag arbeiten wollen und wies uns in die Abläufe hier ein. Wir sollten fuer die erste Woche in einem Hotel gegenueber wohnen, bis sie aus Dubai wieder zurueckkommt, wo sie drei der Kinder operieren lässt. Danach zieht das ganze Hospiz in ein anderes Haus um, wo wir auch leben werden.

On-Arrival-Camp II

Schon nach kurzer Zeit fuehlten wir uns in unserem Hotel wie in einem goldenen Käfig gehalten, denn wir waren zwar schon in Nigeria, aber dadurch, dass wir nicht aus dem Hotel rausgehen sollten, konnten wir das richtige Leben noch nicht wirklich miterleben. Somit kam uns der erste Gang durch die Stadt ganz recht, um erste Eindruecke zu sammeln, von denen ich in den letzten Einträgen schon berichtete.
Am vierten Tag hatten wir dann unsere Exkursion zum Sklavenmuseum und den Nachmittag verbrachten wir dann am Strand. Von diesem Strand war ich ziemlich begeistert, denn soetwas hatte ich von Nigeria wirklich nicht erwartet. Er kam mit seinen Kokospalmen, dem weißen Sand und den hohen Wellen einem Traumstrand in der Karibik schon recht nahe. Wir besetzten einen mit Stroh ueberdachten Pavillion, aßen erst das mitgebrachte Essen und einige Fruechte, spielten Karten und gingen dann schwimmen. Durch die wirklich hohen Wellen wurde das zu einem richtigen Abenteuer. Was uns auch ungewöhnlich vorkam, war, dass wir trotz vieler Besucher die einzigen blieben, die schwammen. Das lag – wie wir später erfuhren – daran, dass wenige hier schwimmen können zumindest nicht so, dass sie sich in die Wellen hier trauen wuerden. Somit wurden die paar Oyinbos, die sich mutig in die Wellen trauten, zu einer richtigen Attraktion. Als ich später noch einmal alleine schwimmen ging, traute sich einer aus der Menge, mich anzusprechen. Ich redete ganz kurz mit ihm und ruckzuck war ich von Nigerianern umringt, die alle mit mir sprechen wollten und die dann alle ein Foto haben wollten. An solche Situationen werde ich mich hier wohl gewöhnen müssen.

Mittwoch, 9. September 2009

Èdè Yorùbá

Èdè Yorùbá ist die Sprache der Yoruba, dem Volk, dass den Südwesten Nigerias, sowie Teile von Benin und Togo besiedelt. Es wird hier von den Kindern parallel zum Englischen gelernt, was als offizielle Landessprache und Verständigungsmittel zwischen den vielen Völkern Nigerias dient. In Lagos selbst hört man neben Yoruba und Englisch aber auch viele der übrigen Sprachen Nigerias, da die Menschen aus allen Teilen Nigerias nach Lagos kommen und gekommen sind. Die größte Bevölkerungsgruppe Nigerias machen die muslimischen Hausa aus, die den Norden des Landes besiedeln. Nach den Yoruba machen dann die Ibo aus dem Südosten des Landes die drittgrößte Bevölkerungsgruppe aus.
Die Sprache der Yoruba gefällt mir persönlich sehr, im Camp haben wir die wichtigsten Sätze, Fragen und Grußformen gelernt, sowie Namen in der Sprache bekommen. Ich heiße jetzt auf Yoruba „Bayo“, was mit „met with happiness“ übersetzt wird.
Außer Englisch wird hier auch eine Mischform aus Englisch und regionalen Sprachen gesprochen, das sogenannte Pidgin oder Broken English, was von den Einheimischen selbst auch „Bad English“ genannt wird. So sagt man „Haufa“ für „How are you“ und „Aidé“ als Antwort darauf.

Oyinbos und Dudus

„Oyinbo“ ist das Wort, das man als Weißer in Nigeria sofort zu hören bekommt. So nennen die Menschen hier Weiße. Als wir, der Bus voller Oyinbos, in Badagry einfuhren, schauten einige recht grimmig drein, aber der Großteil lachte und rief „Oyinbo!“. Vor allem Kinder liefen dem Bus hinterher und sangen „Oyinbo, Oyinbo!“, wobei das Wort ist nicht böse gemeint ist. Genauso nennen sich die Schwarzen selber „Dudu“, wie wir im Camp lernten.
Bei einem ersten Gang durch die Umgebung wurden wir überall angestarrt und vor allem von den Kindern Oyinbo gerufen. Als Antwort riefen wir sie „omo dudu“, womit wir großes Gelächter ernteten, da viele hier ziemlich glücklich und überrascht auf Weiße reagieren, die ein wenig Yoruba sprechen. Weiße gibt es hier schon einige, aber sie leben fast nur auf Victoria Island, dem Reichenviertel in Lagos, und arbeiten vorwiegend in den Botschaften. Somit lassen sie sich in anderen Teilen von Lagos, in Bussen oder auch hier in Badagry nicht blicken. Viele Kinder hier waren froh, das erste Mal einen Weißen gesehen zu haben. Ein Kind, dass von Erwachsenen am Straßenrand festgehalten wurde, die lautstark lachten, war so überwältigt von uns, dass es furchtbar anfing zu schreien und mit leibeskräften versuchte, in die Hütte zu fliehen. Wahrscheinlich hatten die Eltern ihm aber erzählt, wir wären Geister oder so.

Badagry

Die Stadt ist etwa eine Stunde von Lagos’ Innenstadt entfernt und liegt westlich von Lagos nahe der Grenze zu Benin am Meer. Sie ist Teil von Lagos State, also dem Bundesstaat Lagos, gehört aber nicht mehr zur Stadt Lagos. Die Bevölkerung hier ist anscheinend wenig an Weiße gewöhnt, weswegen wir – der Bus voller Oyinbos – eine große Attraktion war. Die Straßen hier sind größtenteils nicht geteert, bestehen also nur aus Sand und, da es üblich ist, seinen Müll auf die Straßen zu kippen, aus viel Müll. An den Seiten der Straßen sind Abflussgräben angebracht. Fast überall kann man an den Straßenrändern irgendetwas kaufen, denn kleine Verkaufsstände findet man hier überall.
Bekannt ist die Stadt für den bis 1886 blühenden Sklavenhandel und für das erste zweistöckige Haus Nigerias. Dieses besichtigten wir genau wie das Museum für Sklavenrelikte, was man sich nicht wie ein europäisches Museum vorstellen darf, denn es besteht nur aus einem kleinem Raum und ein paar Ausstellungsstücken. Dafür konnte uns ein Führer viel über den Sklavenhandel erzählen.

On-Arrival-Camp I

Die Fahrt durch Lagos ermöglichte uns einen ersten Einblick in das tägliche Leben in dieser Metropole. Beschreiben kann ich die Eindrücke nicht gut, denn man muss diese Stadt wirklich selber erleben, um meine Eindrücke nachvollziehen zu können. Viele Menschen sind hier auf der Straße, es wird viel gehandelt, viel und laut geredet und viel von der Polizei kontrolliert. Ich persönlich war überrascht, dass die Stadt viel grüner ist, als ich sie mir vorgestellt habe, aber wir kamen auf dem Weg nicht durch die Innenstadt.
In Badagry angekommen fuhren wir lange über relativ dicht besiedelte Pisten, die uns zu unserem Hotel führten – dem Mercy Gates Hotel. Den ersten Tag bekamen wir weitestgehend frei, erst am Abend bekamen wir einige Informationen über das Programm und die Regeln hier. Wir bleiben hier ein Woche, um uns ein wenig an Nigeria und die fremde Kultur zu gewöhnen, Informationen über Lagos und die Menschen hier zu bekommen und ein wenig Yoruba zu lernen. Das Hotel hat wie die meisten Häuser hier nur ein Erdgeschoss und bietet wohl mehr Komfort als die meisten Häuser hier. Wir teilen uns jeweils zu zweit ein Zimmer, das jeweils auch einen Raum mit Toilette und Dusche enthällt. Anders als in Deutschland gibt es hier aber nur kaltes Wasser, meistens keine Klobrille und ab und zu kein fließendes Wasser. Das Gebäude ist nicht an das Stromnetz angeschlossen, deshalb wird nachts der Generator eingeschaltet, der aber ab und zu ausfällt.
An all das gewöhnt man sich schnell und die letzten Zeilen sollen keine Beschwerde sein, denn ich genieße meine Zeit hier richtig und fühle mich wohl in Nigeria!

Im Flugzeug II

Größer kann der Kontrast wohl kaum sein, zwischen den beiden Stationen, die mein zweiter Flug verbindet. In Dubai angekommen bekamen wir einen ersten Einblick in die verschwenderische Exklusivität dieser Stadt. Riesige Hallen, unzählige Lichter und viel, viel Wasser, das Glaswände herabfließt. Wir entschlossen uns, ein wenig von der Stadt zu sehen, da die Einreise hier mit deutschem Pass möglich ist. Nach einem Hitzeschock während des Verlassens der eiskalt klimatisierten Flugzeughalle suchten wir uns einen Taxifahrer, der uns ein wenig durch die Stadt führt und fanden ein „Ladies Taxi“ (Die Taxen sind nach Geschlecht des Fahrers markiert – somit fahren die Fahrerinnen Taxen mit rosa Dächern.) Wir besichtigten im Eiltempo den Burj al Dubai (das bald höchste Gebäude der Welt) und den Burj al Arab (das höchste Hotel der Welt). Nach langem Warten im riesigen Duty-free-Bereich des Flughafen und nach einem letzten Gang zu Mc D. flogen wir dann weiter nach Lagos.
Der Flughafen von Lagos ist für unsere Verhältnisse und für die Größe der Stadt recht klein. Die Pass- und Visakontrolle verlief rech einfach und nachdem wir unsere Koffer gefunden hatten, wurden wir draußen von unserer nigerianischen Partnerorganisation ICYE NIGERIA empfangen. Die Teamer Bunmi, Wunmi, Biola, Bukula und Seun führten uns zu einem Bus, der uns nach Badagry brachte.

Im Flugzeug I

Ja, es hat geklappt! Ich sitze im Flieger nach Dubai und schreibe meinen ersten Blogeintrag aus dem Ausland. In diesem ziemlich luxeriösen Flugzeug habe ich die Möglichkeit, den italienischen und ziemlich schrottigen Laptop meiner Schwester mit ausreichend Strom zu versorgen, um euch ein wenig von meinem ziemlich aufregenden und aufreibenden Tag heute zu berichten, während ich afrikanischer Musik aus den Kopfhörern lausche.Heute Morgen – nach dem Abschied meiner Freunde gestern – musste ich den mit Abstand schwersten Abschied hinter mich bringen. Für ein Jahr werde ich meine Freundin nun nicht mehr sehen...
Um 15.25 ging dann der Flieger von Frankfurt nach Dubai, wo ich nach sechs Stunden Flug ca. 7 Stunden Aufenthalt haben werde. Gerade habe ich erfahren, dass wir mit deutschem Reisepass doch in Dubai den Flughafen verlassen dürfen. Für eine weitreichende Erkundungstour wird die Zeit aber wohl nicht reichen. Hier im Flugzeug habe ich fünf der neun anderen deutschen Freiwilligen kennengelernt. Alle sehr sympathisch!
Nach weiteren acht Stunden Flug werden wir dann in Lagos ankommen und zum Einführungsseminar nach Badagry, einem Vorort von Lagos, fahren. Dort werden wir mit allen internationalen Freiwilligen für Nigeria eine Einführung in das Land, die Kultur und die Sprache bekommen und hoffentlich viel Spaß haben.
Sobald ich angekommen bin und Internet habe, werde ich weiter berichten.