Montag, 2. November 2009

Der alte Bahnhof und Lagos' ruhige Seiten

Was ich hier ein wenig vermisse, ( neben dem Käse ) sind ruhige Ecken in Lagos. Man findet hier weder Parks, in die man sich zurueckziehen kann, noch ein gemuetliches Cafe, in dem man sich ruhig unterhalten kann. Selbst normale Parkbänke habe ich hier auf dem Festland noch nicht gesehen. Gruen findet man hier generell wenig und in den Bars oder Cafes tönt entweder wahnsinnig laut der Generator, oder Fußballspiele werden in der Endlosschleife im Fernsehen gezeigt, was das ruhige Gespräch auch erschwert. Allerdings haben wir den Geheimtipp bekommen, im alten Bahnhofsgelände herumzustöbern. Wir gingen durch ein verkettetes Tor des großen Bahnhofshauses, das noch an die Kolonialzeit erinnert, auf den Bahnsteig und sahen einen Dschungel aus verwucherten Waggons und Gleisen. Das Gras wächst zum Teil meterhoch, die Gleise sind kaum noch zu erkennen und die recht neuen Waggons stehen verlassen und ruhig in der Gegend rum. Erstaunlich fuer Lagos war, dass von Generatoren, Menschenmassen oder Fahrzeugen fast nichts mehr zu hören war, obwohl der impulsive Yabamarkt nicht weit entfernt ist. In dieser Ruhe erkundeten wir das Innenleben der Waggons, die Teilweise ihres Holzes beraubt wurden. Man fuehlt sich wie im Freilichtmuseum, obwohl die Waggons teilweise am Ende der Neunziger Jahre noch erneuert wurden. Im Inneren setzten wir uns auf die uebrig gebliebenen Bänke, genossen die Stille, fuehlten uns, als wären wir weit außerhalb von Lagos und aßen fritierten Yam, Akara und Fruechte. Später erfuhren wir, dass der Bahnhof aufgegeben wurde, weil viele Politiker Speditionsfirmen besitzen, denen der Gueterverkehr Konkurrenz machen könnte, weswegen kein neues Geld mehr in den Bahnhof fließt. Allerdings gibt es noch Personenverkehr von einem neueren Bahnhof aus und der Zug, der ca. einmal pro Tag fährt, soll noch ueber ein Gleis am alten Bahnhof fahren. Mit diesem Zug kann man in den Norden nach Kano fahren, was mich schon sehr interessieren wuerde.

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