Montag, 5. April 2010

Lagos nach vier Monaten

Lagos nach vier Monaten ist aufreibend, dreckig, verpestet und anstrengend...
So langsam ist die anfängliche Motivation verschwunden, man hat sich eingelebt und vieles geht einem nur noch auf die Nerven. Ich habe mittlerweile schon Ausflüge in den eher ländlichen Ogun State gemacht und bei jeder Rückfahrt erneut um so intensiver die schlechte Luft, den Lärm, den Dreck auf der Straße und die erdrückenden Menschenmassen wahrgenommen. Wir sagten uns dann immer wieder: „Back to Hell!“.
Diese veränderte Wahrnehmung ist wohl ein typisches Tief nach der Anfangsmotivation, was noch durch andere Erlebnisse gefüttert wurde. Ganz realistisch muss ich jetzt (aus meinem Tief herausgekommen) sagen, dass Lagos weder die anfänglich durch eine rosarote Brille gesehene Megacity ist, noch das unfreundliche, aufreibene, stinkende und dreckige Moloch, wie ich es im vierten Monat kennen gelernt habe. Im Vergleich zu anderen Städten ist es sicherlich ein Moloch, jedoch keins, wie es vor knapp einem Jahrzehnt gewesen sein muss. Es hat viele Seiten, dreckige, saubere, freundliche, nervige und auch unfreundliche, aufreibende, heilende, gefährliche und sichere. Lagos ist einfach ein Unikum – ganz einzigartig und ebenso interessant. Man kann sich kein Bild davon machen, ohne dort gewesen zu sein; man kann sich das Bild nicht vorstellen, was sich ergibt, wenn man über die Eko-Bridge nach Lagos Island fährt: Das moderne Lagos mit seinen Wolkenkratzern und Bankzentren im Blickfeld, doch sobald man sich zur Seite dreht, sieht man die rauchenden, braunen Slums von Ijora, die bis in die Lagune gezimmert wurden.

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