Montag, 26. April 2010

Meine Reise I: Vorbereitungen und Fahrt

Viele Wege führen aus Nigeria, doch um wieder rein zu kommen, braucht man ein „Re-Entry-Visa“. Und zu diesem Ziel mussten wir schon eine lange Reise vollbringen.
Aber am Anfang stand die Idee, nach den durchgearbeiteten Weihnachtstagen, in denen das Hearts of Gold voll von Spendern war und nach einigen Diskussionen mit „Mummy-Mummy“ uns Ferien zu nehmen und fernab von den bei den Freiwilligen und insgesamt bei den wenigen Touristen Nigerias beliebten Reisezielen Kano, Calabar und Yankari-Nationalpark in die genau entgegengesetzte Ecke Nigerias quer durch das Land nach Maiduguri zu fahren. Aus dieser Idee entsprang dann die abenteuerliche Folgeidee, die Nähe zum Tschad zu nutzen, um dorthin einen kleinen Abstecher zu machen. „Wir“ sind Vitali (ein Freiwilliger, der ins Hearts of Gold gewechselt ist, aber kurz vor der Reise erneut das Projekt wechselte) und ich.
Jedoch mussten wir für dieses Ziel einige Strapazen, Diskussionen und Reisen auf uns nehmen. Zu erst erklärte uns der ICYE (das nigerianische Nationalkomitee meiner Entsendeorganisation), dass eine Reise ins Ausland allein vom Visum nicht möglich sei. Davon ließen wir uns nicht beeindruckt und suchten wir nach einer Tschad-Botschaft, über die wir komplett verschiedene Informationen in meinen beiden Reiseführern und im Internet gefunden hatten. Am ehemaligen Standort war aber keine Botschaft und die Anwohner sagten, sie sei umgezogen, einige meinten nach Abuja, andere nannten uns verschiedene anderen Adressen in Lagos. Somit vollbrachten wir eine wahre Odysse durch Victoria Island (dem Botschaftsviertel Lagos’) und in der Kamerunbotschaft wurde uns schließlich der richtige Standpunkt gesagt. Die Tschadbotschaft bestand aus einem Wohnzimmer mit einem ziemlich locker wirkenden Botschafter darin, der uns die Bedingungen für das recht billige Visum erklärte und sehr erfreut über unseren Besuch war. Danach fuhren wir zum Immigration Office, wo wir uns genauer über das Re-Entry-Visa informierten. Dieses sollte eine Menge Geld kosten, als wären die fast 500 €, die wir bisher schon für das normale Visum zu bezahlen hatten, nicht genug. Dann sprachen wir uns wieder mit dem ICYE ab und die Sache war ersteinmal gegessen, wir bekamen unsere Pässe vom ICYE und holten uns Re-Entry und Visum. Auf unserem Halbjahrsseminar bekamen wir dann jedoch eine Woche vor dem geplanten Start der Reise ein wenig zu spät aus Deutschland mitgeteilt, dass der Tschad von Weltwärts-Freiwilligen nicht besucht werden darf, genau wie ein Haufen anderer westafrikanischer Länder. Somit waren wir am Tiefpunkt angelangt, entschlossen uns dann aber kurzfristig, unsere Reise wie geplant zu bestreiten, dann aber anstelle vom Tschad durch Kamerun zu reisen, um unser Re-Entry nicht zu verschwenden. Im Nachhinein sind wir ziemlich zufrieden mit dieser Entscheidung gewesen.
Am nächsten Sonntag, den 21. Februar ging es dann mit einem Busunternehemen los. Wir fuhren etwa 12 Stunden nach Abuja ins Zentrum Nigerias, wo wir die Nacht verbrachten, die man wegen bewaffneten Raubüberfällen lieber nicht im Auto auf den Straßen verbringen sollte. Am folgenden Tag ging die Reise weiter durch Jos und Bauchi. Wir haben während der Reise wirklich viele der unzähligen Vegetationsbereiche durchfahren, die vom Regenwald über Gras- und Felslandschaften um Abuja und brauner Prärie auf dem kühlen Jos-Plateau, bis zur Savanne Bauchis, die bis nach Maiduguri immer öder und trockener wurde. Auf unserem Ausflug zum Tschadsee fuhren wir dann sogar bis in den nigerianischen Ausläufer der Sahelzone. In Bauchi wurden wir jedenfalls von dem Busunternehmen in ein Buschtaxi verfrachtet. Die Fahrt in diesem Taxi war durch die warme, trockene Wüstenluft, die muslimische Musik aus dem CD-Player, die Fahrt auf einer endlos geraden Straße durchs nichts in der Savanne, auf der uns in hellen Stoffe umhüllte Menschen entgegenkamen, mitten zwischen zwei Dörfern, die schon mit Auto eine halbe Stunde entfernt waren, schon ein Erlebnis.

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